Wellenforschung in Werne: SCNCWAVE

Ute Heinze, WFG Kreis Unna – 14.02.2023

„Werne wird Waikiki“ titelte eine große deutsche Tageszeitung, als die ersten Pläne für die SURFWRLD in Werne bekannt wurden. Auf der 16 Hektar großen Zechenbrache in der Lippestadt soll in den kommenden Jahren der größte Surfpark der Welt entstehen. Doch damit nicht genug: Wasserbau-Experte und Investor Dr. Michael Detering plant neben der Wassersportanlage, die von März bis Oktober genutzt werden soll, mit der SCNCWAVE die weltgrößte Wellendynamikanlage mit „zahlreichen Alleinstellungsmerkmalen für die wasserbauliche Forschung“. Die vielseitige Versuchsanlage soll in den für den Wassersport weniger attraktiven Monaten von der Wissenschaft für großmaßstäbliche Wellenversuche genutzt werden und aus Mitteln des 5-StandorteProgramms finanziert werden. Im Gespräch erklärt Dr. Michael Detering, was es mit den Plänen für die SCNCEWAVE auf sich hat und wie er durch die WFG-Experten aus dem Projektbüro zum 5-StandorteProgramm unterstützt wird. 

Wie sind Sie auf die Idee mit SCNCWAVE gekommen? Eine solche Anlage vermutet man ja eher an der Küste als in der Metropolregion Ruhrgebiet. 

Dr. Michael Detering: „Die wenigsten solcher Anlagen stehen an der Küste. Denken Sie an die großen Wellenkanäle in Hannover oder Delft oder an das Naval Warfare Center der US Navy in Maryland fernab der See. Auch die großen Schiffbau-Versuchsanstalten in Hamburg oder Duisburg liegen im Binnenland. Bei der seinerzeit ersten 1903 in Berlin gegründeten Preußischen Versuchsanstalt für Wasser-, Erd- und Schiffbau war es nicht anders. Wo die Anlagen stehen, ist für die Ergebnisse egal. Es kommt eher auf eine gute Infrastruktur und eine gute Erreichbarkeit an. Das haben wir auch bei uns in Werne. Die Idee, die Forschung einzubinden, entstand sehr früh im Gespräch mit Prof. Schüttrumpf von der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, als es um das hydraulische Design der Becken ging. Ich habe dort am Institut einen Lehrauftrag und war in den letzten Jahren selbst in mehrere Forschungsprojekte eingebunden. Der größte Versuchsaufbau in Aachen ist sogar ursächlich von mir und wird immer noch genutzt.“


Sie planen in Werne mit der SCNCWAVE die weltgrößte Wellenforschungseinrichtung. Sind Sie bereits mit Wissenschaftlern in Kontakt, die die Anlage nutzen wollen? 

Dr. Michael Detering: „Ja. Wir sprechen über mehrere Projekte aus den Bereichen Küstenschutz, Offshore Wind und Schiffbau und das auch bereits außerhalb des Kreises unserer Gründungsmitglieder von SCNCWAVE. Dort sind mehrere Hochschulen und Forschungseinrichtungen als unsere Mitglieder vertreten. Im März stellen wir die bisherige Konzeption auf dem großen Dresdner Wasserbaukolloquium einer noch größere Fachöffentlichkeit vor. Ich gehe davon aus, dass wir nach dem ersten auch den zweiten Bauabschnitt möglichst schnell auf den Weg bringen, um entsprechende Untersuchungskapazitäten verfügbar zu haben. Der Bedarf, in dieser Dimension zu forschen, ist da.“


In welchen Bereichen soll konkret geforscht werden?
 

Dr. Michael Detering: „Über die vorgenannten Themen hinaus sind dies Hochwasserschutz, maritime Technologien wie automatische Dockingsysteme, schwimmende Windkraft- und Photovoltaikanlagen, Umweltmonitoring, Rettungsmittel, Notwasserungseigenschaften von Fluggeräten bei Wellengang und neue Messverfahren. Unsere Anlagen und Infrastrukturen werden sehr vielseitig ausgelegt. Wir untersuchen gerade, in welchem Umfang wir auch hydromorphologische Fragestellungen mit abdecken können, d. h. die Bewegung von Sand und anderen Feststoffen in der Strömung.“


Im vergangenen Jahr haben Sie einen Förderbescheid aus dem 5-StandorteProgramm zur Durchführung einer Machbarkeitsstudie erhalten. Was wird in der Machbarkeitsstudie untersucht und wann soll diese abgeschlossen sein? 

Dr. Michael Detering: „In dieser ersten Phase geht es um die Flächenentwicklung der Industriebrache bis zur Baureife, die im Sommer dieses Jahres erreicht sein soll. Die erste Phase geht aber insgesamt mit den Planungsarbeiten bis 2024 weiter, d.h. sie überlappt mit dem Baubeginn.“


Wie sehen die weiteren Planungen zur Realisierung des Projektes aus?
 

Dr. Michael Detering: „Wir sind intensiv in einer Vielzahl von Planungsvorgängen und erwarten den Baustart noch dieses Jahr. Wenn man uns lässt, gehen wir noch 2024 in Betrieb, als erstes mit dem Forschungsteil des Doppelvorhabens.“


Welche Bedeutung hat das Projekt aus Ihrer Sicht für die Stadt Werne und den Kreis Unna vor dem Hintergrund des mit dem Ausstieg aus der Steinkohlverstromung einhergehenden Strukturwandels?
 

Dr. Michael Detering: „Das Strukturstärkungsgesetz und das Förderprogramm wurden geschaffen, um die jetzt wegfallenden Arbeitsplätze durch neue Zukunftsfelder zu kompensieren und zwar schnell, nicht erst in 20 Jahren. Wir tun genau dies bei uns über einen sehr breiten Qualifizierungsbereich. Ich glaube, dass Bedeutung und Effekte aus der Großforschungsanlage, aber auch in touristischer Hinsicht aus der Sport- und Freizeitnutzung, von vielen Bürgern im Kreis noch gar nicht wirklich angekommen sind, obwohl wir hierzu informieren. Die Wirkung auch hinsichtlich Innovationen, möglicher Spin-Offs etc. wird groß sein.“


Die SCNCWAVE soll mit Mitteln aus dem 5-StandorteProgramm finanziert werden. Im Kreis Unna koordiniert ein bei der WFG angesiedeltes Projektbüro das 5-StandorteProrgamm. Inwieweit konnten Sie von der Unterstützung der Experten für Ihr Projekt profitieren? 

Dr. Michael Detering: „Die Anforderungen an die Qualifizierung sind sehr hoch. Immerhin geht es dabei um öffentliche Fördermittel, die einen Teil der Investitionen abdecken. Konzeption, Beschreibungen und Nachweise sind sehr umfangreich und müssen von uns parallel zu allen anderen Aktivitäten erstellt werden. Wir reden insgesamt über viele tausend Seiten an Unterlagen. Dabei ist die Unterstützung durch die WFG sehr hilfreich.“

Mehr Informationen unter:  SCNCWAVE (sciencewave.de)

Das Bild zeigt fünf Personen, die die Ergebnisse der Grabungen begutachten.

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