Deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit im Kreis Unna
Agentur für Arbeit, Ulrich Brauer – 31.01.2025
Im Kreis Unna erhöhte sich der Bestand an gemeldeten Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 881 auf 16.456. Im Vergleich zu Januar 2024 stieg die Arbeitslosigkeit um 472 (+3,0 Prozent). Das teilt die Agentur für Arbeit Hamm mit, die auch für den Kreis Unna zuständig ist. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich entsprechend um 0,4 Punkte auf 7,6 Prozent und lag damit um 0,2 Punkte über Vorjahresniveau.
„Wie bereits im Vormonat absehbar, hat sich die Arbeitslosigkeit im Kreis Unna in den vergangenen vier Wochen noch einmal spürbar verstärkt, da deutlich weniger Menschen eine neue Beschäftigung aufgenommen und gleichzeitig mehr ihren alten Job beendet haben als noch im Dezember. Sowohl die schwache Konjunktur als auch der jährliche Wintereinbruch zeichnen hierfür verantwortlich“, beschreibt Agenturleiter Thomas Helm die Entwicklung des letzten Monats.
Da auch der Vergleich zu Januar 2024 in nahezu allen Kategorien schlechter ausfalle, geht Thomas Helm nicht von einer kurzzeitigen Trendwende aus: „Wir erwarten, dass sich diese Tendenz fortsetzt und durch eine Frühjahrsbelebung allenfalls abgemildert wird.“ Dies sei insbesondere darin begründet, dass das Angebot an Arbeitsstellen deutlich nachgelassen und sich zudem verändert habe: „Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel weg von Industrie und Handel und hin zu Gesundheit, Pflege und Handwerk. Wer sich darüber ärgert, nicht von diesen Stellen zu profitieren, sollte darüber nachdenken, sich für sie passend zu qualifizieren. Denn fest steht: Demografie, Digitalisierung und Technologisierung bestimmen, welche Jobs künftig gefragt sein werden, und wer sich heute umorientiert, profitiert davon langfristig.“
Unterbeschäftigung
Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder sich in einer kurzfristigen Arbeitsunfähigkeit befinden, zählen in der Regel als unterbeschäftigt. Im aktuellen Berichtsmonat wurden insgesamt 20.319 Unterbeschäftigte im Kreis gezählt und damit 506 mehr als im letzten Monat. Im Januar 2024 waren 102 Personen (-0,5 Prozent) weniger unterbeschäftigt. Die Unterbeschäftigungsquote beträgt 9,2 Prozent. Kurzarbeiter sind nicht in der Unterbeschäftigung enthalten.
Kurzarbeit
Im Januar wurden im Kreis Unna 14 Anzeigen auf Kurzarbeit für 351 potenziell betroffene Mitarbeiter verzeichnet.
Entwicklung in einzelnen Personengruppen
Im Kreis Unna leben derzeit 1.206 Arbeitslose, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ihre Anzahl stieg um 120 (+11,0 Prozent). Im Vorjahresvergleich ist der Bestand um 36 Personen (+3,1 Prozent) gestiegen. Mehr als ein Viertel (4.322) aller Arbeitslosen ist älter als 55 Jahre. Dies entspricht einem Anstieg um 211 Personen gegenüber dem Vormonat (+5,1 Prozent). Vor zwölf Monaten gab es 335 ältere Arbeitslose (-8,4 Prozent) weniger.
Im Kreis Unna leben 5.517 ausländische Arbeitslose und damit 267 (+5,1 Prozent) mehr als im Vormonat. Im Januar 2024 waren 144 ausländische Arbeitslose (-2,7 Prozent) weniger gemeldet. Die Langzeitarbeitslosigkeit stieg im Berichtsmonat um 159 Personen (+2,6 Prozent) auf 6.204. Im Vorjahresvergleich sind das 52 Personen (-0,8 Prozent) weniger. Im Berichtsmonat erhöhte sich die Anzahl der Arbeitslosen mit Behinderung um 93 (+6,3 Prozent) auf 1.564 und lag damit um 70 über dem Niveau des Vorjahres (+4,7 Prozent).
Entwicklung in der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III)
Bei der Agentur für Arbeit waren 5.025 Arbeitslose gemeldet, 411 (+8,9 Prozent) mehr als im Vormonat. Im Vorjahresvergleich sind es 392 Personen (+8,5 Prozent) mehr.
Entwicklung in der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II)
Im Januar waren im Jobcenter Kreis Unna 11.431 Arbeitslose gemeldet. Die Anzahl stieg im Vergleich zum Vormonat um 470 Personen (+4,3 Prozent) an.
Besonders betroffen waren Personen über 50 Jahre sowie Langzeitarbeitslose. Uwe Ringelsiep, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Unna, bewertet den Anstieg wie folgt: „Ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen ist im Januar nichts Ungewöhnliches, denn erfahrungsgemäß stellen Arbeitgeber im Januar weniger Personal ein, weil in bestimmten Branchen wetterbedingt Aufträge ausbleiben.“ Dennoch werde auch in den kommenden Monaten ein eher zurückhaltendes Verhalten bei Arbeitgebern erwartet. „Wir werden unsere Kundinnen und Kunden in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Hamm dabei unterstützen, gut qualifiziert ihren künftigen Berufsweg zu gehen, um sich dadurch auch neuen beruflichen Herausforderungen stellen zu können.“
Zu- und Abgänge auf dem ersten Arbeitsmarkt
Im Berichtsmonat meldeten sich 1.180 Personen aus Erwerbstätigkeit neu oder erneut arbeitslos. Im Vergleich zum Vormonat waren das 244 Personen (+26,1 Prozent) mehr. Im Vergleich zu Januar 2024 waren es 116 Personen weniger (-9,0 Prozent). Gleichzeitig beendeten im Berichtsmonat 570 Personen ihre Arbeitslosigkeit zu Gunsten einer Erwerbstätigkeit und damit 52 weniger als im Vormonat (-8,4 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr nahmen 106 Personen (-15,7 Prozent) weniger eine neue Erwerbstätigkeit auf.
Entwicklung in den zehn Kommunen des Kreises
In allen zehn Kommunen des Kreises Unna stieg die Arbeitslosigkeit im Januar an. Am stärksten fiel der Anstieg in Fröndenberg (+9,2 Prozent bzw. 53 auf 631) aus. Danach folgten Unna (+6,9 Prozent bzw. 134 auf 2.083), Kamen (+6,8 Prozent bzw. 112 auf 1.754), Lünen (+6,4 Prozent bzw. 302 auf 5.004), Werne (+5,3 Prozent bzw. 42 auf 834), Bergkamen (+5,0 Prozent bzw. 112 auf 2.334), Selm (+5,0 Prozent bzw. 42 auf 888), Holzwickede (+4,1 Prozent bzw. 19 auf 480), Bönen (+3,2 Prozent bzw. 23 auf 742) und Schwerte (+2,5 Prozent bzw. 42 auf 1.706).
Arbeitskräftenachfrage
Der Bestand an Arbeitsstellen nahm im Januar um 144 (-5,7 Prozent) auf 2.384 ab. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es 295 Stellen (-11,0 Prozent) weniger. Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 323 neue Arbeitsstellen und damit 195 weniger als im Dezember (-37,6 Prozent).
Mehr als jede zweite neue Stelle (58 Prozent) bezog sich auf sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (z. B. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros, Wach- und Sicherheitsdienste, Garten- und Landschaftsbau), freiberufliche Dienstleistungen (z.B. Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Architektur und Ingenieurbüros, Veterinärwesen) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.